Kritikgespräche – 3 Dinge, die du als Führungskraft beachten solltest
„Welche Führungsaufgaben fallen euch schwer?“ – Die häufigste Antwort, die ich auf diese Frage in Führungstrainings höre: „Kritikgespräche führen“
Wie führt man ein gutes Kritikgespräch?
Zunächst einmal: Was ist ein gutes Kritikgespräch?
Aus meiner Erfahrung ist ein gutes Kritikgespräch ein wirksames Gespräch: nach dem alle Beteiligten ein klares Verständnis darüber haben, was verändert werden soll, und bereit sind, darauf hinzuarbeiten.
Es gibt viele Leitfäden, die einen Schritt-für-Schritt-Ansatz anbieten. Doch bevor wir darauf eingehen, lass uns mit den Basics beginnen. Überlege dir zunächst:
Warum willst du überhaupt ein Kritikgespräch führen?
Weil sich jemand nicht so verhalten hat, wie es erwartet wurde, oder weil eine vereinbarte Leistung nicht abgeliefert wurde.
Was willst du mit dem Kritikgespräch erreichen:
Du möchtest, dass die Person ihr Verhalten ändert, also etwas anders macht als bisher.
Ich beobachte immer wieder drei häufige Gründe, warum Kritikgespräche nicht den gewünschten Erfolg haben:
Unklarheit über Erwartungen
Oft ist der kritisierten Person unklar, was von ihr erwartet wurde. Oder unausgesprochene Regeln ermöglichen Spielraum, den sie zu eigenen Gunsten auslegt.Zugespitzte Situation
Das Kritikgespräch wird häufig erst geführt, wenn die Situation schon schwer zu ertragen ist. Dadurch sind die Positionen verfestigt, es ist auf beiden Seiten emotional (Ärger, Angst, ...).Die Führungskraft übernimmt das Problem
Die Führungskraft erklärt dem Mitarbeiter, wie er das Problem lösen soll. Der Mitarbeiter hat nur die Wahl, zuzustimmen oder abzulehnen – dies führt zu wenig Eigenverantwortung.
Für ein wirksames Kritikgespräch solltest du die Basics im Blick haben. Hier sind drei wichtige Aspekte guter Führung, die in jede Führungs-Toolbox gehören:
Stelle sicher, dass ihr klare Ziele und Regeln vereinbart habt
Ein klares Ziel für jede Aufgabe ist entscheidend. Beim Delegieren einer Aufgabe wäre das z.B. die klare Vereinbarung, wann und in welcher Qualität eine Aufgabe erledigt ist (‚definition of done‘).
Erst wenn das Ziel für beide Seiten klar ist, kannst du später über Abweichungen sprechen (z.B. zu geringe Qualität, übermäßiger Aufwand).
Auch bei Verhaltensregeln im Team sollte klar sein, was das gewünschte Verhalten ist (z.B. ‚pünktlich bedeutet für uns fünf Minuten vor der Zeit da sein zur Übergabe‘).
Eine eindeutige Regel macht es später sehr viel einfacher, objektiv über Abweichungen zu sprechen.Sprich Abweichungen früh an.
Je früher du ein Signal gibst, desto offener und weniger emotional kannst du nachfragen. Das hilft oft Klarheit zu schaffen, lange bevor ein Kritikgespräch notwendig wird.
‚Ich habe bemerkt, dass du diese Woche zweimal 10 Minuten zu spät warst. Das kenn ich gar nicht von dir. Wie kommt das?‘ – Vielleicht gibt es einen guten Grund, und ihr könnt gemeinsam nach einer Lösung suchen. Sollte es keinen geben, dann weiß der Mitarbeiter, dass du die Abweichung bemerkt hast und die Vereinbarung wichtig ist.
Falls sich die Situation weiter verschlechtern sollte, kannst du später auf dieses erste Gespräch verweisen.
Übrigens: Auch das Team wird es schätzen, wenn vereinbarte Regeln für alle gelten.Höre gut zu.
Am Anfang benennst du das Problem und stellst eine gute Frage. Aber dann ist es entscheidend, wirklich zuzuhören. Lass die Verantwortung für Lösungsvorschläge zunächst beim Mitarbeiter.
Beispiel: „Wir haben die Regel, dass wir um fünf vor der Zeit zur Übergabe da sind. Heute warst du 15 Minuten zu spät und deine Kollegin musste deshalb länger arbeiten. Was wirst du tun, damit sich das nicht wiederholt?“
Jetzt ist es wichtig zuzuhören. Hier musst du dir auf die Zunge beißen. Vielleicht Stille aushalten, evtl. nach weiteren Vorschlägen fragen.
Führen auf Augenhöhe bedeutet, dem Mitarbeiter die Lösung zuzutrauen und ihn in Verantwortung zu nehmen.
Natürlich kannst du später im Gespräch Unterstützung anbieten, aber zu Beginn stehen die Lösungsvorschläge der Person, die etwas ändern soll.
Wie gehst du mit Kritikgesprächen um?
Was fällt dir am schwersten dabei?
Und in welchen Bereichen wünschst du dir noch mehr Input zum Thema Führung?
Ich bin Coach für Führung & Teams. Wenn du deine eigenen Herausforderungen besprechen möchtest, melde dich gern für ein kostenloses Kennenlerngespräch.